So. Da sitze ich nun, nach meinem Tweet von vorhin. In diesem habe ich geschrieben, dass ich im Moment täglich zwischen „ich möchte wieder bloggen“ und „ich will nicht mehr bloggen“ schwanke. Gleichzeitig weiß ich jedoch, dass mir ein Ventil zum Schreiben fehlt. Also ging ich erst mal spazieren. Kalte, klare Winterluft, eisig, aber mit wärmenden Sonnenstrahlen. Eine Stunde lang die Gedanken durchblasen lassen. Was gibt es Besseres, um herauszufinden, warum ich so fühle? Eine ganz besonders Sache – aufschreiben. Und dann viel es mir wie Schuppen von den Augen: Hier aufschreiben. Denn genau solche Situation und Gedanken sind doch der Grund für diesen Neustart hier. Neuer Name, neues Konzept, dass auch das Leben mit einbezieht und mir Raum und Freiheit bietet, solche mal mehr, mal weniger alltäglichen Gedanken, Gefühle, Sorgen und Freuden mit euch zu teilen. Warum nicht gleich hiermit anfangen?
Ich glaube, der größte gemeinsamer Nenner bin ICH. Meine eigene Erwartungshaltung an mich, an den Blog, an alles, was ich mir Wünsche und am liebsten jetzt sofort umsetzen möchte. Mein eigener Zwang, unbedingt all die alten Beiträge, die mir wichtig sind, noch einzupflegen. Mein eigener Anspruch, sobald ich neu startet, gefälligst auch regelmäßig wieder hier aktiv zu sein. Aber keiner außer mir erwartet das. Keiner hätte das Recht, das von mir zu erwarten, warum sollte ich mich dann damit unter Druck setzten? Das ist ja Quatsch.
Ich bin mir sicher, jeder von euch, der mich früher gern begleitet hat und schon freudig darauf wartet, dass ich wieder komme, jeder, der diesen neuen Weg mit mir gehen möchte und jeder, der noch neu dazukommt, ist vollkommen zufrieden damit, wenn ich einfach anfange. Egal wie oft hauptsache anfangen. All die alten Beiträge sind ja nun wirklich nicht der Maßstab, um endlich den Blog wieder live zu schalten. Also – loslassen. Einfach machen. Einfach schreiben. Vielleicht kommt nur ab und an etwas. Vielleicht dauert es noch Monate, bis ich wieder einen eigenen Rhythmus habe. Vielleicht schreibe ich diesen Beitrag und dann hör ich doch auf. Wer weiß das schon? Es ist egal und ich versuche, dass zu verinnerlichen.
Ein weiterer Punkt – all die ausgelutschten, sich ständig wiederholenden Zickerein und Beefs in der Bubble oder am Rande meiner Bubble, in die ich nicht hineingeraten möchte. Ein noch viel wichtigerer – all die wichtigen notwendigen Diskussionen, Aufklärungsarbeiten, Themen, die mir mit am Herzen liegen, die ich unterstützen möchte, bei denen ich euch unterstützen möchte, bei denen ich Betroffene unterstützen möchte, wo ich weiß, dass mir doch im Moment einfach die Kraft fehlt, hier eine große Hilfe zu sein. Die Angst, es falsch zu machen, etwas Falsches zu schreiben, weil ich niemanden unwissentlich verletzen möchte. Die Sorge, mitten drinnen nicht mehr Unterstützung und Solidarität zeigen zu können, weil mir die Puste ausgeht und dann wieder komplett zu verschwinden.
Ja, ich möchte mich beteiligen, möchte helfen und unterstützen, wo gebraucht und gewollt. Auf Twitter, mit dem Blog, auf Instagram. Ja, ich möchte regelmäßig hier sein. Ich möchte am liebsten langfristig auch teilweise Geld mit Content Marketing verdienen, vielleicht sogar hier. Ich möchte über Themen, die mich selbst beschäftigen, mich mit ausmachen, mein Leben mit definieren oder definierten, die ich täglich mit mir herumtragen muss, aufklären. Das alles neben dem Verbloggen all der wundervollen Bücher, Filme, Serien, Hörbücher und Podcasts da draußen oder dem aufzeigen, wenn etwas davon problematische Inhalte verbreitet.
All das möchte ich, gleichzeitig meine Sportroutine aufrecht erhalten, malen, schreiben, mit möglichst vielen von euch in Kontakt bleiben, möglichst viel „online“ erleben, mehr Wandern, mehr Kochen, mehr Backen, mehr Meditieren, mich weiterbilden, mehr übersetzen, mehr hullern, mehr lesen. All das möchte ich, während ich es neben der Arbeit dann doch maximal zum ein bisschen Lesen, was zocken, zu Spaziergängen und ab und zu hullern schaffe. Während vor allem die Kreativität flöten geht.
Es ist wichtig, dass ich Ziele habe, dass ich endlich wieder nach vorne Blicke, langsam aus der Vergangenheit herauskomme, nicht mehr ständig von Schuldgefühlen und „was wäre, wenn“ geplagt werde. Aber auch das sollte in einer gesunden Balance und Geschwindigkeit passieren. Es ist gut, dass ich all das möchte und gleichzeitig sollte ich mir bewusst werden, dass eines ganz klar ist: Solange es mir nicht gut geht, solange ich nicht wieder langfristig stabil bin, ist niemandem geholfen. Mich dann mit all diesen Dingen selbst unter Druck zu setzten, so viel auf einmal zu wollen, dass ich dann doch nur in einer Art überwältigender, überforderter Starre festsitze und nur noch Löcher in die Luft starren kann, bringt mich nicht weiter und niemals ans Ziel.
Also innehalten. Durchatmen. Auf kleine Schritte konzentrieren. Erst einmal selbst gesund werden. Trauerverarbeitung, generalisierte Angststörung, Traumaverarbeitung, die Sorgen um Familie und Freunde in mitten einer Pandemie, in der kaum etwas von dem möglich ist, dass gerade jetzt helfen könnte, während ich gleichzeitig täglich mein Bestes gebe, um gute Arbeit zu leisten, während ich mich doch nur von einer Auszeit zur nächsten hangel und 30 Tage Urlaub so unfassbar wenig erscheinen, gefühlt drei Jahre Sabbatical kaum reichen könnten – all das sind so viele Dinge, die ich stemmen muss. Stabil werden, gesund werden, nicht wieder an den Punkt vor einem Jahr rutschen, als ich kaum noch schlafen und essen konnte und kein Tag ohne heulende Zusammenbrüche verging.
Das ist, was zählt. Und die kleinen Schritte und immer nur so viel, wie sich richtig anfühlt, so viel, wie ich im Moment schaffen kann und dann kommt der Rest bestimmt von ganz allein. Und das hier, das ist doch schon ein großartiger Schritt! Genau diese Gedanken aufzuschreiben, zu reflektieren und zu teilen und doch eines von den Dingen anzugehen, die ich als Ziel habe. Wieder bloggen, wieder schreiben. Und zwar aus dem Leben heraus. Stolz sein, wie weit ich gekommen bin. Stolz sein, dass ich dies hier mit euch teile und den ersten Schritt gewagt habe. Den Druck von mir selber nehmen, um nicht mehr ständig schon an meinen eigenen Erwartungen an mich zu scheitern.
Und schon fällt es mir leichter, mit einem Beitrag wie diesem zu starten. Denn er zeigt, was in mir vor geht, warum es so lange still war, warum es vielleicht auch weiterhin nicht oft etwas Neues hier geben wird. Er zeigt, was euch neben Büchern und Co. hier erwarten wird. Gleichzeitig fällt ein kleiner Kiesel von meinem Herzen, ich fühle mich direkt etwas leichter und fluffiger, etwas optimistischer, ja sogar ein bisschen vorfreudig auf das, was da kommen mag. Dabei ist es ja auch egal, ob ich das nur für mich schreibe, für eine Handvoll oder viele von euch. Hauptsache, ich fange einfach an und stecke die erste kleine Zehe in das kalte Wasser. Dann klappt das mit dem Schwimmen schon bald wieder.
Wie geht es euch zur Zeit? Scheitert ihr auch regelmäßig an euren eigenen Erwartungen und wollt zu viel auf einmal? Was hilft euch in solchen Momenten?